ZDF Klartext Skandal
Am 13.02.2025 wurde um 19:35 Uhr im ZDF die Sendung „Klartext“ ausgestrahlt.
Bei „Klartext“, dem Wahlforum im ZDF, stellen Bürgerinnen und Bürger den Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD), Friedrich Merz (Union), Alice Weidel (AfD) und Robert Habeck (Grüne) ihre Fragen. (Link zur Sendung)
Bodo De Vries, einer der Zuschauer aus dem Publikum, durfte Alice Weidel Fragen stellen. Dabei warf sie ihm vor er habe ihr nicht zugehört und seine Aussagen auswendig gelernt. Diese Formulierung schreit direkt nach dem allgemein weit verbreiteten Vorwurf die öffentlich-rechtlichen Medien würden „gelenkt“. Im Netz stürzen sich nun einige Leute auf dieses Thema und behaupten dort allerlei wirres Zeug.
Video 1: ZDF SKANDAL gegen AfD und Alice Weidel vor Bundestagswahl 2025! (14.02.2025)
Aus diesem YouTube-Video geht der Vorwurf hervor, dass das ZDF die Zuschauer für die Sendung „handgepickt“ auswähle. Es seien Zuschauer, die im Vorfeld „gecastet“ worden seien.
Es ist außerdem die Rede davon, dass „der ganze Auftritt so geplant“ gewesen sei.
Video 2: Studiogast packt aus: ZDF manipuliert Bürgerfragen! Die Wahrheit über Klartext. (14.02.2025)
Hier werden Eingangs folgende Fragen gestellt:
- Wie wurden die Bürger ausgewählt, die im Publikum der Sendung beiwohnen durften?
- Welche Fragen durften sie stellen?
- War das alles freiwillig passiert und ist es das, was sie wissen wollten oder wurden ihnen die Fragen sogar in den Mund gelegt?
Für die Beantwortung dieser Fragen wurde ein „Zeuge“ interviewt, der live dabei gewesen ist. Es handelt sich um „David aus Berlin“.
Wir schauen uns das zweite Video genauer an:

Was wir von David wissen
Vorab
- David aus Berlin kommt aus Aschaffenburg
- Er kennt jemanden der Kontakte zum ZDF hat
- Über diese Person konnte er die ZDF Klartext-Redaktion anfragen
- Er wollte in der Sendung als Gast im Publikum eine Frage an Herrn Merz stellen
- Es fanden am Abend mindestens 5 Telefonate à 30 Minuten statt
- Der Kontakt zur Redaktion fand via Telefon und iMessage statt. Die Telefonate hat er nicht alleine geführt, er hat also einen Zeugen.
Der Abend
- David hat seine Frage an Herrn Merz der Redakteurin am Abend mitgeteilt
- Er hat sie nach ihrer persönlichen Einschätzung dazu gefragt. Unklar mit welchem Ergebnis
- Die Redakteurin hat am Telefon seine persönlichen Daten erfragt, um die Einladung / Anmeldung postalisch rauszuschicken
- Sie machen das fix
Der Morgen
- David bekommt eine Absage per Mail
- Er tritt erneut mit ihr in Kontakt und betont sein Anliegen
- Die Redakteurin versicherte David nochmal mit der Redaktion ins Gespräch zu gehen
- Sie meldet sich anschließend wieder bei David
Der Knackpunkt am Morgen
- Die Redakteurin liefert David ihre Einschätzung. Sie gibt ihm zunächst telefonisch die grobe Richtung für das Thema seiner Frage vor: Der 5-Punkte-Plan von Herrn Merz
- Dann macht sie ihm einen Vorschlag per iMessage (Inhalt unklar). Sie betont, dass sie ihm nichts in den Mund legen möchte.
- David fühlt sich mit seinem Anliegen missverstanden und kritisiert den Vorschlag der Redakteurin im Video. Er spricht von einer maßgeblichen Beeinflussung und findet das nicht in Ordnung
- David „spielt das Spiel“ trotzdem mit und plant vor Ort in der Sendung dann seine eigentliche Frage zu stellen
- Er trifft die Redakteurin vor Ort am Tag der Sendungsaufzeichnung. Er bekommt als einziger Frage-Steller keinen Zeitpunkt genannt wann er seine Frage stellen kann
- Er bekommt, wie alle anderen Frage-Steller auch, seinen Platz, inklusive Namensschild, zugewiesen
- Die restlichen freien Plätze wurden mit links-grünen Studenten „aufgefüllt“
Was wir aus der Presse wissen
Interessant ist vor allen Dingen welche Presse wann genau Artikel dazu veröffentlicht hat. Die Klartext-Sendung wurde am 13.02.2025 im ZDF ausgestrahlt, die beiden YouTube-Videos sind am Folgetag, 14.02.2025, hochgeladen worden.
Der Spiegel bezieht sich in seinem Artikel vom 07.02.2025 inhaltlich auf eine vorige Klartext-Sendung, mit anderen Diskutanten. Dies lässt darauf schließen, dass die Fake-Publikums-Vorwürfe schon vor der ZDF-Sendung am 13.02.2025 existierten.
Alle genannten Artikel, außer der vom Spiegel, sind zeitlich nach Ausstrahlung im ZDF und nach dem Upload der Videos auf YouTube veröffentlicht worden.
Spiegel
Woher nimmt das ZDF das Publikum für seine Politsendungen? (07.02.2025, 20.03 Uhr)
- ZDF-Hauptstadtkorrespondent Dominik Rzepka wies darauf hin, dass das Publikum „nicht wirklich repräsentativ“ gewesen sei, denn im Publikum saßen relativ viele Zuschauer der HU & FU Berlin
- Sprecher von ZDF Audience erklärt, dass niemand direkt eingeladen wurde. Jeder kann sich anmelden, der will. Aufgrund der späten Sendezeit wurde zusätzlich noch Werbung gemacht, d.h. Ankündigungen an eine ganze Reihe Berliner Institutionen geschickt mit dem Hinweis wo man sich für die Sendung anmelden kann. Darunter waren u.a. die beiden genannten Universitäten. Wer dieser Ankündigung folgt und sich am Ende anmeldet, darüber hat das ZDF keinen Überblick.
„Das fiel nicht nur den Zuschauern vor dem Fernseher, sondern ZDF-Hauptstadtkorrespondent Dominik Rzepka auf, der später am Abend im »heute journal« darauf hinwies
, dass das Publikum »nicht wirklich repräsentativ« gewesen sei. Denn: »Im Publikum saßen relativ viele Zuschauer von der HU Berlin und FU Berlin. Das sind zwei eher linke Universitäten hier bei uns in Berlin, die extra angeschrieben und eingeladen wurden.«“
Stellungnahme des Sprechers von »ZDF Audience«:
„Es stimmt nicht. Tatsächlich wurde niemand direkt eingeladen. Wie bei anderen Sendungen, in denen das Publikum nicht zu Wort kommen soll, konnte sich auch zum »Schlagabtausch« erst mal jeder anmelden, der will. Weil man sich beim ZDF aber nicht sicher war, ob man auf dem Weg wirklich genug Leute zusammenkriegt, die sich um 22.15 Uhr noch in eine Livesendung setzen wollen, hat man vorher auch noch ein bisschen Werbung gemacht. Heißt: An eine ganze Reihe von Berliner Institutionen Ankündigungen verschickt, dass die Sendung stattfinden wird – und den Hinweis, wo man sich anmelden kann.
Das waren allerdings nicht nur die Universitäten, sondern auch, unter anderem, das J.F.K.-Institut für Nordamerikastudien, (das zur FU Berlin gehört), der Tönissteiner Kreis und die Familienunternehmer e. V. »Bei Sendungen ohne direkte Publikumsbeteiligung ergibt sich so in der Regel eine ausgewogene Verteilung«, erklärt der Sprecher. »Es geht darum, die Heterogenität der Gesellschaft auch im Publikum abzubilden.«
Heißt auch: Wer in diesen Vereinen, Unis und Stiftungen dann am Ende auf den Link klickt und sich anmeldet, darüber hat das ZDF keinen Überblick.“
Web.de
Applaus auf Bestellung? So neutral ist das Publikum in Wahlsendungen (Aktualisiert am 16.02.2025, 17:33 Uhr)
- „Recherchen zeigen, dass die Sender weiterhin anfällig für ein einseitig besetztes Publikum sind“
- Einleitung wiesen die beiden Moderatoren darauf hin, dass das Publikum aus Mitgliedern der ZDF-„Mitreden“-Community und interessierten Bürgern bestehe
- Die Teilnahme an der Sendung war zuvor über die ZDF-Webseite und Social-Media-Kanäle beworben worden, um eine möglichst breite Beteiligung zu ermöglichen.
- Web.de hat nachgefragt. Die Antworten zeigen: Fast jeder Sender macht es anders
- Fast alle nutzen offene Anmeldungen, meist Online-Ticketportale oder Bewerbungsformulare
- MDR, SWR und BR wählen bewusst divers aus. Andere wählen zufällig oder nach zeitlichem Eingang der Anmeldung aus.
- HR weist darauf hin, dass eine „Gesinnungsprüfung“ unzulässig sei
- Alexander Teske, im Interview mit web.de: „Die Zufriedenheit mit dem ÖRR ist unter Zuschauern mit links-grüner Haltung besonders hoch“, so Teske. „Und sehr wahrscheinlich werden auch nur Konsumenten des ÖRR sich als Gäste für dessen Sendungen freiwillig anmelden.„
Web.de hat bei den Redaktionen der öffentlich-rechtlichen Sender, die in diesem Wahlkampf Formate mit Publikumsbeteiligung ausstrahlen, nachgefragt:
„Nach welchen Kriterien wählen sie ihr Publikum aus? Wie stellen sie eine möglichst ausgewogene Repräsentation sicher? Und wie gehen sie mit dem Risiko um, dass Parteien gezielt Vertreter in die Sendungen einschleusen – sei es, um freundliche Fragen zu stellen oder durch Applaus die eigenen Kandidaten zu unterstützen?
Zwar rekrutieren fast alle Sender ihr Publikum über offene Anmeldungen, meist über Online-Ticketportale wie tvticket.de oder Bewerbungsformulare auf den eigenen Websites. Doch richtig spannend wird es erst, wenn ausgewählt wird, wer von den Bewerbern einen der begehrten Plätze im Fernstehstudio bekommt.
Berliner Zeitung
„Auswendig gelernt“ bei Klartext? Das sagt das ZDF zu den Manipulationsvorwürfen (14.02.2025 19:05 Uhr)
- Die Mitgliedschaft einer Partei wurde bei manchen Zuschauern genannt. Die politische Grundhaltung wurde bei anderen verschwiegen
- ZDF: „Aus Transparenzgründen wurde benannt, wenn ein Fragesteller oder eine Fragestellerin Mitglied einer Partei ist.“
Bissle komisch: Der Berliner Zeitung müsste doch auch auffallen, dass es einen erheblichen Unterschied gibt zwischen einer politischen Gesinnung und der Mitgliedschaft einer Partei. Natürlich kann die Redaktion nicht zulassen, dass ein SPD-Mitglied Olaf Scholz eine Frage stellt. Wäre das der Fall gewesen hätte es
- Der Wahl-Berliner David F. erhebt in einem YouTube-Video nun schwere Vorwürfe gegen die Klartext-Redaktion. Der gebürtige Aschaffenburger sagt, am Telefon wäre ihm eine Frage zum Fünf-Punkte-Plan von Friedrich Merz vorgegeben worden, das habe er in der Sendung gar nicht fragen wollen
- In einer iMessage, die auch der Berliner Zeitung vorliegt, schreibt die Redakteurin die Frage, die David F. in der Sendung stellen könnte, schriftlich auf. Die iMessage beginnt mit: „Hi, David. Das wäre mein Vorschlag.“
- Die Redakteurin impliziert, dass die Frage, die von ihr vorformuliert wurde, Fs Anliegen besser umreißen würde als die Frage, die er eigentlich stellen wollte
- Sie textet auch, dass sie ihm „gar nichts in den Mund legen“ wolle. Dann legt die Redakteurin die mögliche Frage explizit vor. In Anführungszeichen. Der Text beginnt mit: „Mein Name ist David…“
- Ist das redaktionelle Vorarbeit oder ist das Einflussnahme auf die Zuschauer und deren Fragen? Auch das wollte die Berliner Zeitung wissen.
Bissle komisch: Was die Berliner Zeitung hier nicht thematisiert ist die Tatsache, dass David F. sie explizit nach ihrer persönlichen Einschätzung gefragt hat.
- Das ZDF verneint eine Einflussnahme, sagt: „Ziel der Sendung war es, eine vielfältige und thematisch breite Diskussion zu ermöglichen. Dazu hat die Redaktion darauf geachtet, dass Bürgerinnen und Bürger mit unterschiedlichen Perspektiven abgebildet werden.“
- Den Kontakt zwischen der Klartext-Redaktion und den Zuschauern gibt der Sender zu: „Die Anliegen der Gäste wurden mit ihnen besprochen, um Vielfalt sicherzustellen und redaktionell zu gewährleisten, dass in dem zeitlich begrenzten Format Fragen gestellt werden, die ermöglichen, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger zu Wort kommen.“
- Das Zeitmanagement klappte in der Klartext-Sendung nicht, so viel ist sicher. David F. saß im Publikum, wurde von den Moderatoren Christian Sievers und Bettina Schausten aber nicht aufgerufen. Er konnte weder, wie er sagt, die ZDF-Frage stellen, noch eine eigene.
Bissle komisch: Ich würde vermuten es ist allgemein sinnvoller für eine solche redaktionelle Arbeit eher etwas zu viele Frage-Steller einzuladen, als wenn noch Zeit übrig wäre, aber niemand mehr im Publikum eine Frage hat. Warum David „hinten runter“ gefallen ist, ist spekulativ.
Nach seinen eigenen Erzählungen wirkt er jedenfalls wie jemand,
- der eine widersprüchliche Frage stellen wollte. Er wollte von Herrn Merz wissen wie über die ausreisepflichtigen Menschen hinaus abgeschoben werden sollen. Anders formuliert: Wie viele nicht-ausreisepflichtige Menschen er abschieben wolle.
- der sich sehr unsicher war bezüglich seiner eigenen Frage. Warum sonst hätte er die Redakteurin nach ihrer persönlichen Einschätzung gefragt?
Was wir nicht von David wissen
- Kommt er aus Berlin oder aus Aschaffenburg?
- Wen kennt er beim ZDF? Welche Beziehung besteht?
- Warum hat er nicht das Bedürfnis seine Frage bzgl. ausreisepflichtiger Menschen auch an Robert Habeck oder Olaf Scholz zu stellen?
- Warum möchte er von Friedrich Merz wissen wie viele er „darüber hinaus“ abschieben möchte? Also warum weitere, über die 42.000 ausreisepflichtige, Menschen hinaus?
- Am Abend allein fanden 5 Telefonate à 30 Minuten statt. Wieso so viele Unterbrechungen? Und was wurde in 2,5h alles besprochen?
- In wie fern ist der zweite Teilnehmer des Telefonats ein Zeuge? Gibt es ggf. eine Aufzeichnung der Gespräche?
- Ihr hattet am Abend das Ding noch „fix“ gemacht. D.h. am Abend war noch alles in Ordnung. Am Morgen kam dann die Absage per Mail. Wo liegt das Problem? Sie haben 2,5h telefoniert, sie hat seine Daten und seine Frage aufgenommen und am Morgen wurde sich gegen ihn entschieden. Das passiert, wenn man sich für etwas bewirbt.
- Hat Sie abends oder morgens ihre Einschätzung gegeben? Und was konkret war ihre Einschätzung? Abends kann eigentlich nicht sein, da das Ding ja noch „fix“ gemacht wurde.
- Wieso fragt er Sie überhaupt nach ihrer persönliche Einschätzung, wenn der Sender sich doch neutral verhalten soll seiner Meinung nach?
- Und warum spricht er von einer maßgeblichen Beeinflussung, wenn er die Einschätzung erhält, um die er sie gebeten hat?
- Der „Knackpunkt“ fand am Morgen statt. Das war der Moment, als er eine Beeinflussung auf die Frage festgestellt hatte. Das heißt bis dahin war dann ja alles in Ordnung, oder?
- Wieso berichtet kein anderer Frage-Steller von diesen merkwürdigen Umständen in der Redaktion?
- Wieso ist er der einzige gewesen, der keinen Zeit-Slot für seine Frage erhält? Wieso alle anderen schon? Was hat er falsch gemacht? Was die anderen richtig? Er „spielst das Spiel“ ja die ganze Zeit noch mit. Ist er aufgeflogen?
- Er hat eine Einladung per Post bekommen. Können wir die sehen?
- Woher weiß er, dass die restlichen Plätze bzw. Lücken mit Studenten gefüllt wurden? Woher weiß er, dass sie Links-Grün sind? Er direkt neben einem vermeintlichen Studierenden gesessen – es wäre doch sicher ein Leichtes gewesen ihn/sie zu fragen, ob er/sie wirklich Studierende*r ist und wie er/sie dazu kommt im Publikum zu sitzen, oder?
- Warum sehen wir keinerlei iMessage-Verläufe, E-Mails, postalische Anmeldungen / Einladungen, Mitarbeiter-Informationen der Redaktion, andere Frage-Steller oder Publikum-Gäste, die ähnliches berichten?
- Und warum zur Hölle sollen Menschen nicht in der Lage sein den Bergdoktor von Robert Habeck zu unterscheiden? Warum können sie Robert nicht einfach abschalten, wenn sie eigentlich den Bergdoktor sehen wollten?
Worum geht’s genau?
David hat Kontakte zum ZDF
Frage an MMnewsTV: „Wie kommt man in So ein Studio? Wie wird man dafür ausgewählt?“
Antwort von David: „Ich kenne jemanden, der Kontakte zum ZDF hat und so kam die Redaktion des ZDF auf mich zu„.
Bissle komisch: Wer ist dieser Kontakt? Welche Beziehung liegt hier vor? Mögliche Einflussnahme beim Auswahl-Verfahren der Sendung?
„Es kam anders als geplant“
David weiter: „Aufgrund der aktuellen politischen Lage wollte ich meine Chance nutzen und meine Frage, die ich an Herrn Merz hatte, stellen. Es kam dann aber anders als geplant im Gespräch mit der Redaktion„
Bissle komisch: Wieso Friedrich Merz? Wieso nicht Herr Habeck oder Herr Scholz? Hintergrund-Informationen wären hier für die Nachvollziehbarkeit enorm hilfreich.
Kontakte zur Redaktion
Frage von MMnewsTV: „Ok also man hat dich kontaktiert oder du hast sie kontaktiert und dann ging es darum was für eine Frage kannst du stellen oder wie?“
Bissle komisch: Also wer hat jetzt wen kontaktiert? Das wäre schon wichtig zu wissen, um das richtig aufzuarbeiten.
Antwort von David: „Es waren ziemlich viele Gespräche: Telefonate und per iMessage haben wir geschrieben„
Bissle komisch: Bislang war es nur ein Telefonat. Jetzt sind es direkt „viele Gespräche“. Die iMessage-Nachrichten könnten hier ideal als Beweismittel dienen. Was machen Publikums-Interessenten die Android-Geräte besitzen?
Rückfragen der Redaktion
Frage von MMnewsTV: „Hast du dann zunächst gesagt, dass du dem Herrn Merz eine Frage stellen möchtet?“
Antwort von David: „Die Redakteurin hat erst mal gefragt wer ich so bin und wach ich so mache, wie ich politisch eingestellt bin, was mich politisch motiviert und was für eine Frage ich habe…Sie hat dann angeboten, dass ich eine Frage stellen kann, was ich sehr gut fand. Ich hab‘ mich dann auch ausdrücklich für Herrn Merz entschieden und nachdem ich mich dann eben auch festgelegt hatte auf Herrn Merz, gings dann an’s Finetuning„
Bissle komisch: Wieso findet er es „gut“, wenn sie ihm anbietet eine Frage zu stellen? Nur darum geht’s ja!? Das wäre als würde man es auch „gut finden“, wenn die Service-Kraft im Restaurant mich fragt was ich essen möchte…?
Finetuning
David weiter zum Finetuning: „Es ging dann darum welche Frage ich stellen möchte und das fand ich dann schon etwas skurril. Also dass man nicht fragt welches Thema mich interessiert, sondern die wollten ganz genau wissen welche Frage ich stelle„
Bissle komisch: Finde ich jetzt nicht so „finetunig“, sondern eher nachvollziehbar. Natürlich müssen die sicherstellen, dass nicht jeder Gast die gleiche Frage an denselben Politiker stellen möchte. Dass so eine Sendung vorbereitet werden muss, sollte ja auch auf der Hand liegen. Ein Schlagabtausch wie dieser fokussiert sich sehr stark darauf keinem Kandidaten mehr Redezeit zu geben als anderen Kandidaten. Deshalb muss diese Sendung umso besser vorbereitet sein.
Die Frage an Herrn Merz
Frage von MMnewsTV: „Welche Frage wolltest du denn stellen?„
Antwort von David: „…es sind 42.000 unmittelbar ausreisepflichtige Personen in Deutschland und ich wollte von ihm wissen wie viele er darüber hinaus abschieben möchte.“
Bissle komisch: „darüber hinaus“? Wieso sollte er noch mehr Leute abschieben als die 42.000 ausreisepflichtigen Personen? Diese Frage macht inhaltlich doch überhaupt keinen Sinn.
Persönliche Einschätzung der Redaktion
David weiter: „Ich hab’s dann fix gemacht mit der Redaktion an dem einen Abend. Ich hatte sie dann noch nach einer persönlichen Einschätzung der Frage gebeten.“
Bissle komisch: Wieso interessiert dich die persönliche Einschätzung der Redakteurin? Warst du so unsicher bezüglich der Frage? Was hast du dir von ihrer Einschätzung erhofft?
Die Absage am nächsten Morgen
David weiter: „Am nächsten Morgen habe ich dann eine Nachricht von ihr bekommen, dass ich doch raus bin. Obwohl ich die Zusage von ihr hatte. Sie hatte alle persönlichen Informationen von mir um die Einladung/Anmeldung postalisch rauszuschicken. Und da waren auch ganz komische Fragen dabei, also sehr persönliche Dinge „was ich wähle, wen ich in der Vergangenheit gewählt habe. Eigentlich Fragen, die aus meiner Sicht, ein neutraler Sender nicht stellen kann. Es sollte ja möglichst neutral sein„
Bissle komisch: Wie stark kann das Verlangen einer sog. „Neutralität“ sein, wenn die Redakteurin nach ihrer persönlichen Einschätzung gefragt wird?
Frage von MMnewsTV: „Ok, und dann haben sie dich erst mal wieder rausgeworfen. Und was dann? Bist du dann doch wieder reingekommen, weil die gesagt haben ‚kannst du nicht einfach eine andere Frage stellen?‘ oder wie war das?“
Antwort von David: „Sie haben mir dann am nächsten Tag gesagt, weil die Brisanz der Frage…also sie wollten mich angeblich schützen, so wurde es gesagt, vor dem Shitstorm der da hätte kommen können, anstatt einfach mit mir zu sprechen. Ich hatte sie ja nach einer persönlichen Einschätzung meiner Frage gebeten. Die hat sie mir gegeben – ich hab‘ gesagt „Ok, dann ist das so“. Ich hätte damit auch kein Problem gehabt, denn es ist eine Frage die uns alle umtreibt. Und dann kam die Absage per E-Mail. Ich hab‘ das nicht auf mir sitzen lassen und hab sie weiterhin kontaktiert. Sie war dann erst mal nicht erreichbar für mich. Das fand ich bisschen komisch. Wir hatten zuvor bestimmt 5 Telefonate à 30 Minuten…
Sie hat mich dann irgendwann zurückgerufen. Und ich hab‘ ihr dann auch noch meinen Hintergrund genannt, weil an dem Tag ist das schlimme Attentat in Aschaffenburg gewesen und ich komme aus Aschaffenburg. Dann meinte sie, dass sie das nochmal mit der Redaktion bespricht und dann kam eben der Knackpunkt an dem ich sage ‚das geht in die falsche Richtung‘.„
Bissle komisch: Welcher Shitstorm? War das Teil ihrer persönlichen Einschätzung? Was war denn nun ihre persönliche Einschätzung? Das wäre relativ wichtig in diesem Kontext.
Die Absage kam dann per E-Mail? Bislang war nur die Rede von Telefon und iMessage.
An welchem Punkt kam die E-Mail ins Spiel? Die schriftliche Absage wäre ein ideales, weiteres Beweismittel.
Feedback der Redaktion
Frage von MMnewsTV: „Was hat sie denn gesagt? Hat sie dir eine Frage in den Mund gelegt?„
David weiter: „Die Redakteurin hat in dem Telefonat dann gesagt, dass sie das in der Redaktion besprochen hätten… die haben sich überlegt, dass ich die-und-die Frage stelle, also es sollte in diese Richtung gehen wo ich mir dachte „okay, das Format ist ja eigentlich, dass ein Bürger Klartext sprechen kann und dass ich meine Frage, die ich habe, selber formuliere und auch selber stelle. Also ohne, dass mir jemand im Rücken steht und mir sagt „du hast aber schon die Frage zu stellen, die wir gerne von dir hätten“…Sie hat mir am Telefon dann schon den Rahmen vorgegeben. Ich sollte was zum 5-Punkte-Plan und wie er diesen umsetzen wolle fragen. Und die konkrete Frage hat sie mir dann per iMessage geschickt.„
Bissle komisch: Nach wie vor wäre die iMessage als Beweisgrundlage naheliegend
Der Zeuge
David weiter: „Ich muss auch dazu sagen, dass ich bei dem Telefonat nicht alleine war. Das ist das Gute daran, also dass ich jemanden habe, der das bezeugen kann.“
Bissle komisch: Wer ist das denn? Kann man den Befragen? Würde der sich freiwillig dazu äußern?
„Ich hab‘ das Spiel dann mitgespielt“
David weiter: „Ich hab‘ dann das Spiel mitgespielt damit ich in die Sendung darf und dort dann meine tatsächliche Frage stellen kann. Vor Ort habe ich die Redakteurin getroffen und sie gefragt wann ich denn dran kommen würde meine Frage zu stellen. Darauf konnte sie nicht antworten, aber alle anderen haben konkrete Zeitpunkte genannt bekommen. Nur ich nicht.„
Bissle komisch: Man könnte ja andere Publikum-Gäste dazu ziehen, die ebenfalls Fragen stellen durften, um das zu bestätigen. Warst er der einzige Gast, dem es so erging? Warum ging das trotzdem nach hinten los, obwohl er das Spiel mitgespielt hat? Was haben die anderen Gäste anders gemacht als er?
Links-Grünes Publikum bzw. Studenten
David weiter: „Jeder von uns hat einen Platz zugewiesen bekommen. Mit Namensschild. Und die freien Plätze wurden dann quasi aufgefüllt von – ich würde sagen – Studenten. Sie sahen sehr wie Studenten aus. Ich selbst habe auch direkt neben Studenten gesessen.“
Bissle komisch: Wie sehen denn Studenten aus? Woher weiß man, dass das Studenten waren? Wieso hat er nicht mit ihnen gesprochen, wenn sie doch direkt neben ihm saßen?
Prime Time Bergdoktor
David weiter: „…was man auch sagen muss, ist, dass Robert Habeck zur Prime Time drankam. Frau Schausten hat sogar selbst gesagt, dass normalerweise zu der Uhrzeit, an der jetzt Herr Habeck drankommt, der Bergdoktor ausgestrahlt wird. Das heißt, dass das genau die Uhrzeit ist, also so pi mal Daumen 20:15 Uhr, wo die Leute normalerweise den Fernseher einschalten um den Bergdoktor zu sehen, oder jetzt dann eben Herrn Habeck.„
MMnewsTV: „Hihi, ja, das ist natürlich auch sehr pfiffig vom ZDF.„
Bissle komisch: Heißt das, dass die Leute jetzt gezwungen wurden Herrn Habeck zuzuhören, obwohl sie gar nicht wollten? Sie haben auf das ZDF-Programm gewechselt und konnten von dort an nicht mehr wegschauen? Wieso schauen diese Menschen nicht einfach den Bergdoktor in der ZDF-Mediathek, wenn sie ihn so gerne sehen wollen? Oder wechseln zumindest das Programm, wenn sie „Herr Habeck’s Gesicht“ nicht sehen wollen?
Fazit
Ich behaupte bei Weitem nicht, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk fehlerfrei ist. Aber was können wir nun faktisch festhalten?
- Die Zuschauer sind laut Aussage des ZDF nicht „handgepickt„. ÖRR-Anstalten haben unterschiedliche Auswahl-Verfahren, alle bedienen sich jedoch dem Prinzip der Bewerbung bzw. Anmeldung für eine Sendung
- Der Begriff „Casting“ bzw. die Formulierung „der ganze Auftritt ist so geplant“ sind fragwürdig und irreführend. Während des Auswahl-Verfahrens finden natürlich Gespräche zwischen Redaktionen und Bewerber*innen statt. Das gehört zunächst einmal zum normalen Betrieb einer Sendungs-Vorbereitung. Belege für ein politisch-orientiertes Auswahlverfahren („Links-Grünes Publikum„) gibt es nicht
- Die konkrete Frage von David F. war inhaltlich unklar und unsauber formuliert (Warum sollen Menschen abgeschoben werden, die nicht ausreisepflichtig sind? Stichwort „darüber hinaus„)
- David F. hat explizit nach der persönlichen Einschätzung der Redakteurin gefragt. Seine Motivation zum „neutralen“ ÖRR ist somit fraglich. Sein Kritikpunkt ist die „maßgebliche Einflussnahme“, die er im Grunde genommen selbst eingefordert hat.
- Es ist fraglich, ob die Rolle der Redakteurin ihr nicht verbietet ihre persönliche Einschätzung hier anzubieten. Sie hat dennoch explizit gesagt sie wolle ihm die Frage nicht „in den Mund legen„
- Die Frage von David F. ist inhaltlich durchaus verwandt mit dem 5-Punkte-Plan von Friedrich Merz. In beiden Fällen geht es u.a. um den Umgang ausreisepflichtiger Personen. Es ist also nicht absolut abwegig, dass die Redakteurin David F. eine tatsächliche Hilfestellung geben wollte. Zumal die Frage von David F. inhaltliche Unklarheiten enthielt (s.o.)
- Ob es einen Zusammenhang gibt zwischen Davids Frage und der Tatsache keine Gelegenheit bekommen zu haben seine Frage zu stellen, ist nicht eindeutig zu beantworten. Es besteht die Möglichkeit, dass er einfach nur Opfer der engen zeitlichen Taktung der Sendung war
- Auf Davids ursprüngliche Frage hatte er zuerst eine Zusage erhalten („das Ding fix gemacht„). Am nächsten Morgen hat er dann doch eine Absage per Mail erhalten. Die Begründung hierfür wurde nicht geliefert. Es ist unklar, ob sie etwas mit Davids Frage zu tun hatte
- David hat im Video nicht erwähnt, dass er den Vorschlag der Redakteurin angenommen hatte. Er beschreibt lediglich ein durch den Vorschlag verunsichertes Gefühl. Seine iMessage-Antworten sind in diesem Zusammenhang nicht bekannt
- Warum David als einziger Frage-Steller vor Ort im Studio diese Erfahrungen gemacht hat ist nicht bekannt. Wir wissen nicht, warum er der einzige gewesen sein soll, dem die Frage vorgegeben und dann die Möglichkeit entzogen wurde sie zu stellen. Würde hier systematische Beeinflussung des ÖRR betrieben, müssten doch weitere Frage-Steller ähnliches berichten können
- Studierende (und weitere Gruppen) wurden über Werbe-Maßnahmen auf die Sendung aufmerksam gemacht. Hierfür war eine Anmeldung nötig, über die das ZDF keinen Überblick hat. Dass sich dann vor Ort im Studio eine Mehrheit politisch links-grün interessierter Studierender befunden hat, kann also auch damit zusammenhängen, dass sich politisch anders orientierte Studierende schlichtweg nicht angemeldet haben.
- Alexander Teske: „Die Zufriedenheit mit dem ÖRR ist unter Zuschauern mit links-grüner Haltung besonders hoch“, so Teske. „Und sehr wahrscheinlich werden auch nur Konsumenten des ÖRR sich als Gäste für dessen Sendungen freiwillig anmelden.„
Quellen
- https://www.zdf.de/politik/klartext/klartext-112.html
- https://youtu.be/hl-gcCOKU4g?feature=shared
- https://youtu.be/FC6tk8gJKH4?feature=shared
- https://web.de/magazine/politik/wahlen/bundestagswahl/applaus-bestellung-neutral-publikum-wahlsendungen-40672132
- https://www.spiegel.de/kultur/tv/woher-nimmt-das-zdf-das-publikum-fuer-seine-politsendungen-a-e0f28b6b-dc42-433f-8483-ae5686177c75
- https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/klartext-das-sagt-das-zdf-zu-den-manipulationsvorwuerfen-li.2295272